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re: publica re:visited

re:publica 2010 - Logo beetlebumisiert

Weil schon wieder einmal unseren kompletten Etat für Weiterbildung im Onlineshop der bpb rausgehauen hatten, erfreute uns folgendes Angebot der re:publica außerordentlich: Teilnehmen für Umme, dafür Helfen.

Sehr gut. Auf nach Berlin.

Der Titel der diesjährigen re:publica “nowhere” versprach viel Diskussion über das mobile Internet sowie das Echtzeitweb und all seine Auswirkungen. Dominant waren daneben vor allem  Themen der Netzneutralität und der Internetzensur. Die unzähligen Sessions zeichneten  dabei leider ein schwarzes Bild für die Zukunft des freien Netzes durch staatliche Zensurmaßnahmen und unternehmerische Einschränkungen über den ganzen Globus.

Aber natürlich ist bei weit über 200 Sprechern die Themenvielfalt unbeschreiblich groß und wir maßen uns an dieser Stelle gar nicht an einen adäquaten Überblick geben zu wollen. Spontanabfrage im Dezernat Gedächtnis , Abteilung re:publica,  Bereich Erwähnenswerte Redner ergibt aber folgendes:  The incredible Jeff Jarvis, Peter Glaser, Sascha Lobo, der fantastische Vortrag von Prof. Peter Kruse, einen geistigen Kniefall vor Daniel Schmitt von Wikileaks, die Beiträge von Simon Schlauri, Luca Hammer, Melissa Gira Grant und die Vorträge bei den BOBs.

Anzumerken bleibt außerdem,  dass die mediale Aufmerksamkeit für  die re:publica an sich unerwartet hoch war.  Wie Markus Beckedahl diesbezüglich treffsicher konstatierte war es dabei erstaunlich, dass stets davon gesprochen wurde, dass  sich „die Szene trifft“.

Dass das allein in den Augen der Journalisten schon Neuigkeitswert besitzt ist schön,  darum beneidet uns sicherlich der jährliche Kongress der Gynäkologen – ja auch irgendwie eine Szene, wenn auch eine noch speziellere.  Diese Fremdwahrnehmung als so vermeintlich homogene und in sich geschlossene Gruppe der Netizens, der Nerds, Digitals Natives, Generation C64 oder ähnlicher, hüstel,  treffender Etiketten trägt aber zweifelsohne auch ein Stück zu dem bei was man etwas pathetisch als Gemeinschaftsgefühl beschreiben könnte.

Der von uns geschlossene Pakt Aufenthaltsgenehmigung gegen Arbeitskraft, ermöglichte uns schließlich auch einen zarten Blick hinter die Kulissen. Und  das Resümee dieses Eindrucks lässt sich ziemlich kurz fassen: Das Team der re:publica schien immer und zu jeder Uhrzeit unverschämt entspannt! Und das trotz nicht funktionierendem wLan und dem sicherlich schwer einplanbaren Ausbruch des  Eyjafjallajökull und dadurch ausfallender Speaker.

Fernab gewohnter Steifheit üblicher Kongresse situierte sich die Athmosphäre der re: publica irgendwo zwischen Klassentreffen und Festival, aber eben auch einer inhaltlich schwertragenden Konferenz.  Aparte Mischung.

Das zeigte sich nicht zuletzt an der Abschiedsveranstaltung mit Johnny Häusler, die mit vor allem eins war: gnadenlos gut improvisiert!

Wartend auf Biz Stone erfüllten die willigen Teilnehmer Johnny Häusler einen alten Traum: Massen-Karaoke zu einem Queen-Klassiker. Ein Glück gibt es die Feuerzeug-App fürs iPhone.

Und da war sie dann, eine von diesen Situationen, in denen man schon just im selben Moment weiß, dass sie die Annalen eingehen wird. Wisst ihr noch damals, als  wir alle Bohemian Rapsody sangen?

Die vierte Loveparade soll ja  angeblich auch die beste von allen gewesen sein …

Einziger Kritikpunkt: Kein Re:braten, no where.

Anhang.

Wir hatten das Glück den Menschen kennenlernen zu dürfen, der dieses großartige Video von und über die re:publica gedreht hat. Dafür hier noch einmal ein Dank. Zuerst veröffentlicht auf pl0g.de.

re:publica 2010 – Meine Tags zur Veranstaltung sind… from dotdean on Vimeo.

Update.
Viele weitere Blog-Artikel findet man im übrigen hier.

Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit Markus Winkler geschrieben.
Bild: re:publica-Logo beetlebumisiert / CC by-nc-nd 2.0 de

Warum Social Networks?

Ich glaube die Diskussion hat jeder schon einmal geführt. Sei es nun auf der Seite derer die da fragen „Zu was brauchen ich den so ein Soziales Netzwerk? Muss ich da sein?“ oder auf derer die darauf mit „Na klar, auf jeden Fall!“ antworten. Die Diskussion geht dann meistens ins Endlose. Im folgenden Video werden einige Zahlen zur europäischen Nutzung in netter Präsentation aufbereitet, die zeigen das Social Networks immer wichtiger werden (und sind).

Für meinen Geschmack enthält das Video von der Agentur kmf zwar zu viel Bullshit Buzzword-Bingo, nett anzuschauen ist es trotzdem.

Suche den Werbefehler

Heute suchen wir mal einen klitzekleinen Fehler, der in folgender Werbung zu finden ist. An sich möchte ich keine Werbung von irgendetwas oder jemanden verbreiten, besonders nicht vom Springer-Verein, aber diese hier ist schon sehenswert.

Und? Den Fehler entdeckt? Richtig. Springer und die Welt machen mit diesem – an sich nett gemachten – Werbefilmchen keine Werbung etwa für die neue Bezahl-iPhone-App. Nein. Sondern ernsthaft für eine gedruckte Ausgabe ihrer Tageszeitung. Wen soll dann diese Werbung von seinem Facebook-Konto weglocken?

Health Care Action Center

Die Organisation For America – besser bekannt unter barackobama.com – hat für die Durchsetzung der US-Gesundheitsreform ihre gesamte digitale Grasroots-Technik aufgefahren und bündelt diese im Health Care Action Center.

Neben den bekannten, klassischen Werkzeugen, wie Blog, E-Mail-Formular oder Bannern, nutzt man ein interessantes Tool zur Kampagnenführung: eine automatisierte Nachricht via Twitter an den eigenen Senator oder Repräsentanten.

Das System ist dabei für den Nutzer durchaus einfach zu bedienen. Nach dem Aufruf der Seite gibt man einfach seinen Zip Code – also seine eigene US-Postleitzahl – ein und wird auf seinen eigenen Twitter-Account (wenn vorhanden und angemeldet) mit vorgefertigter Nachricht weitergeleitet, welche an einen der beiden jeweiligen Senatoren seines Bundesstaates adressiert ist.

Die automatisch erstellte Nachricht an Senatorin Barbara Boxer, Kalifornien.

Der Unterstützer muss dann nur noch auf „Senden“ klicken und schon erhält der eigene Senator die Aufforderung dem Gesetzespaket zuzustimmen. Um dem Sozialen-Bewegungs-Gefühl gerecht zu werden, gibt es auch noch eine passende Google Maps Karte, welche gesendete Nachrichten zum passenden Bundesstaat anzeigt.

Google Map mit Tweets geordnet nach Bundesstaaten

Die Idee ist dabei so einfach wie genial, denn es ermöglicht es den Unterstützern von Obama und der Gesundheitsreform ihre politische Meinung der Öffentlichkeit und seinen Freunden bekannt zu geben, sowie seinem Vertreter im US-Kongress dies öffentlich mitzuteilen. Und dies alles mit einem sehr geringen Aufwand, verglichen mit anderen Aktionen wie z.B. einem Telefonanruf bei seinem Vertreter.

Jedoch ist die Frage, ob die abgeschickten Tweets eine genauso große Wirkung haben wie ein durchgängig klingelndes Telefon und ein voller Anrufbeantworter. Jeder Volksvertreter besitzt sicherlich in seinem Büro in Washington einen Telefonanschluss. Dagegen benutzen nur 19 von 100 Senatoren und 51 von 435 Repräsentanten (via) einen eigenen Twitter-Account. Zwar werden die Meldungen an alle Senatoren verschickt (ala „To Sen. Robert Casey: The country needs you to support the Senate health reform bill“), jedoch ist es fraglich ob diese auch der Adressat ließt.

Gerade auch vor dem Hintergrunde einer sehr erfolgreichen Telefon-Kampagne im Oktober, bei der man mit über 500.000  sein Ziel von 100.000 Anrufe leicht überschritten hat, kann man das Twitter-Tool nur als weiteres Standbein der Kampagen ansehen. Gerade auch deshalb, weil das E-Mail-Formular recht einfach zu bedienen ist und somit jeder Volksvertreter damit erreicht werden kann.

Die Telefonkampagne von OfA am 20. Oktober.

Dagegen hat die Nutzung von Twitter natürlich den Vorteil der einfachen Erzeugung von Öffentlichkeit, was bei der Versendung von Mails und der Nutzung eines Telefons komplizierter ist. Allerdings ist dann für mich nicht ersichtlich warum die Kampagne nur sehr begrenzt einen passenden Hashtag wie #hc09 den Nachrichten hinzufügt.

um zuerst die Repräsentanten und nun die Senatoren im US-Kongress dazu bewegen, sich für die von Präsident Obama anvisierte Gesundheitsreform einzusetzen.

Besetzung 2.0

Unibrennt

Was sich in den letzten Tagen in  Österreich abspielt – speziell an der Universität Wien – ist schon beeindruckend. Dabei ist der studentische Protest der entbrannte und unteranderem sich in der Besetzung des Audimax der Uni Wien seit letztem Donnerstag manifestiert und bis heute – trotz langem Wochenende – durchgehalten wurde, nur ein Teil dessen.

Besonders beeindruckend für mich ist, dass man neben den klassischen Protestarten – eben von der Besetzung bis hin zu Flyern – besonders auf die digitalen Medien setzt. Und das nicht ohne Grund. Denn neben der Kommunikation nach außen, hat sich auch innerhalb der Strukturen der Besetzer einiges verändert, wenn man den Vergleich mit früheren Protesten dieser Art wagt. Philipp Sonderegger beschreibt im PHSBLOG hervorragend die Strukturen der Protestierer: Es gibt keine starre Hierarchie, keine kleine Gruppe, welche die Leitung des Protests einnimmt. Alle wichtigen Posten werden täglich neugewählt. Jeder kann sich einbringen und mit abstimmen.

Dieses aus einem recht spontanen Protests ‚herausgebildete‘ Netzwerk nutzt dabei viele Möglichkeiten des Internets zur dezentralen Organisation, was hier einmal kurz am Beispiel der Besetzung des Audimax der Uni Wien beschrieben werden soll. Als Herzstück der ‚Kampagne‘  agiert die Homepage unsereuni.at, welche sich anscheinend als zentrale Anlaufstelle etabliert hat. Diese bietet alles was das Herz begehrt. Neben immer wieder neu erscheinenden Meldungen, gibt es eine Terminübersicht, Kommentarfunktion, Fotos, Pressespiegel und Verlinkungen zu allen anderen Unis die sich dem Protest angeschlossen haben.

Neben diesen noch recht klassischen Elementen nutzt man für die Koordination und zur Diskussion auf ein Forum und ein Wiki. So diskutiert man im Forum über die Forderungen und andere inhaltliche Herausforderungen. Im Wiki, im welchem jeder mitarbeiten kann, werden alle Arbeitsgruppen vorgestellt, die Plenen vorbereitet und die Arbeit verschiedener Stellen dokumentiert.

Um dieses digitale Herz etabliert sich dazu ein Netz aus verschiedenen Sozialen Netzwerken, die zur Koordination und Diskussion genutzt werden. So hat die Facebook-Seite zur Audimax-Besetzung bis jetzt 16.513 Fans (Stand 28. Oktober, 19:13 Uhr), welche stark von den Betreibern, aber auch von den  ‚Fans‘ genutzt wird. Das StudiVZ-Edelprofil hat mit 4597 nicht ganz soviel Zulauf, eignet sich für die Zwecke der Protestierenden aber auch weniger. Trotzdem werden alle wichtigen Informationen dargeboten und die Pinnwand von den Studierenden durchaus genutzt. Der passende Twitter-Account darf natürlich nicht fehlen. Dieser wird in erster Linie zur Informationsverbreitung genutzt, ähnlich wie bei Facebook. Das heißt hierüber werden Meldungen, Hinweise und Ähnliches verbreitet. Daneben werden Twitter und Facebook auch als digitales Schwarzes Brett genutzt, um z.B. nach Nahrungsmitteln oder USB-Kabeln zu bitten. Aber auch zur regen Diskussion wird Twitter genutzt, unteranderem mit Hilfe der Hashtags #unsereuni #unibrennt und #audimax.

Die Dynamik die dabei entstanden ist, ist einfach beeindruckend, besonders vor dem Hintergrund, dass diese Besetzung erst letzten Donnerstag (22.10.09) ad-hoc entstanden ist. Dieser digitale Protest ist ein wunderbares Beispiel für die Möglichkeiten und die Macht des Netzes. Nicht nur bei der eigene Koordination, sondern ganz besonders in der Herstellung von Öffentlichkeit.

Gerade durch diese recht ungeplante Besetzung und ohne starke Hierarchien ist eine klassische Pressearbeit kaum möglich. Auch scheint das Interesse mancher Medien für den Protest sich erst spät entwickelt zu haben. So hat zum Beispiel der ORF lieber über den Weltrekordversuch des Bundesheeres im Massen-Mambo-Tanzen am letzten Freitag berichtet, als über die Besetzung des Audimax. Somit ist nicht verwunderlich, dass man bei der Pressearbeit und bei der Herstellung von Öffentlichkeit genauso auf die neuen Kommunikationsformen setzt, anstatt auf die alten Medien zu warten.

Der Video-Live-Stream aus dem Audimax macht dabei nur den Anfang. Dabei wird alles übertragen was hier stattfindet: Von Plenumssitzungen bin zu Vorträgen. Außerdem werden verschiedene Videos veröffentlicht. Unteranderem auf YouTube und auf ichmachpolitik.at (ein politisches Videoportal, in dem sonst Fragen an Politiker gestellt werden kann). Hier werden vor allem Interviews mit Mitgliedern von Arbeitsgemeinschafte verbreitet, aber auch von manch prominenten Menschen. Daneben gibt es aber auch schon kleine Kampagnen-Videos, die kurz und auf spannende Wiese die grundsätzlichen Forderungen artikulieren.

Wer sich desweiteren ein Bild von der Lage machen will, kann auch auf Flickr zurückgreifen. Hier gibt es einen eigens angelegten Account und einen Gruppenpool, welche viele Bilder der letzten Tage bereitstellen. Außerdem versuchen sich Studierende in der Rolle von Journalisten und nutzen Internetangebote, wo jeder Nachrichten verbreiten darf, wie z.B. Indymedia oder iReporter von CNN.

Somit hat man es geschafft diesen Streik in die breite Öffentlichkeit zu tragen. Berichteten zuerst nur österreichische Blogs und Medien, schwappte die Welle langsam auch nach Deutschland und wurde z.B. von einem der größeren deutschsprachigen Blogs Spreeblick aufgegriffen und später sogar von der Süddeutschen Zeitung.

Die Besetzung des Audimax der Uni Wien zeigt sehr anschaulich, wie und warum die Möglichkeiten des Internets – von der eigenen Homepage bis zu den Sozialen Netzwerken – genutzt werden können. Die Studierenden können sich leicht selbstständig organisieren, Transparenz schaffen, viele am Protest teilhaben lassen und sehr schnell, sehr viele Menschen informieren und mobilisieren.

Eines der vielen Tools die im Online-Wahlkampf 2009 genutzt wurden, war das Microblogging. Alle großen Parteien nutzten zur Bundestagswahl die größte Microblogging-Plattform Twitter, neben anderen Social Networks wie Facebook und StudiVZ, mehr oder minder erfolgreich.

Doch warum investierten die Parteien in eine rudimentäre Plattform, welche nur 140 Zeichen pro Nachricht zulässt und man weder Videos noch Bilder direkt einbinden kann? Mal gar nicht von denTwitter Nutzerzahlen zu reden. Nach dem letzten Twitter-Zensus vom September 2009 auf webevangilisten.de von Thomas Pfeiffer gibt es im gesamten deutschsprachigen Raum gerade einmal etwa 240.000 Nutzer. Im Vergleich zu Facebook (ca. 6,2 Mio Nutzer) oder StudiVZ/MeinVZ/SchülerVZ (ca. 15 Mio Nutzer) gerade zu lächerlich. Hatten die Parteien ernsthaft zu viel Geld und Zeit und dachten sich „Mensch, das ist aber ein nettes Maskottchen, da melden wir uns auch an“? Oder haben die Parteien einfach nur mal kurz geschaut, welche Social Networks die Obama-Kampagne nutzte und haben dies einfach übernommen? Dies wäre zwar keine ganz dumme Idee gewesen, aber war durchaus nicht der Fall, obwohl die Obama-Kampagne mit die ersten waren, die Twitter für die politische Kommunikation nutzten.

Die deutschen Parteien werden sich bei der Auswahl ihrer zu nutzenden Netzwerke sicherlich etwas gedacht haben und Twitter war dabei – trotz der geringen Nutzerzahlen – eine gute Entscheidung, denn die deutsche Twittergemeinde ist

jung (32 Jahre), männlich (74%) und gebildet (78% haben Abitur). Zwei von drei betreiben einen eigenen Blog und schreiben über Technik, web2.0-Themen oder Privates. Jeder zweite stammt aus der Medien- oder Marketingbranche und jeder Vierte ist Führungskraft oder Unternehmer/in. Und die meisten (83%) schreiben hauptsächlich auf deutsch.

Dies ergab die Deutsche Twitterumfrage 1.0 im März 2009.  Somit ist der klassische Twitter-Nutzer im Durchschnitt älter sind als in anderen Social-Networks wie eben Facebook (27 Jahre) oder StudiVZ (26 Jahre). Außerdem können die Nutzer durch den Bildungsgrad und die Beschäftigungsart klar als Multiplikatoren identifiziert werden. Besonders die deutschen Blogger, welcher über ihre eigenen Plattformen viele weitere Menschen erreichen. Zudem hat sich Twitter zu einem enorm dynamischen Link-Aggregator entwickelt und die Nutzer geben die besten Beiträge in andere Social Networks weiter.

Bis heute ist @barackobama einer der am meisten abonnierten Accounts bei Twitter. Dabei war der normale Einsatz von Twitter bei Obama eigentlich recht unspektakulär. In erster Linie wurden nur Hinweise auf zeitnahe Ereignisse, wie zum Beispiel Video-Live-Streams von Town-Hall-Meetings, veröffentlicht.

Twitter - Barack Obama- In Denver, CO.

Erst zum Ende des Wahlkampfes 2008 änderte sich die Nutzung vom Newsticker hin zu einer größeren Bandbreite an Nutzungsmöglichkeiten. Man bewarb einzelne Aktionen oder rief schlicht und ergreifend zum Wählen auf.

Wenn man einen Vergleich zu Deutschland ziehen will, dann sollte man @barackobama wohl eher mit den einzelnen Accounts der deutschen Parteien vergleichen, als mit einzelnen Politikern. Denn man twittert weder persönlich, noch geht man – meistens – öffentliche Diskussionen ein. Das liegt in erster Linie wahrscheinlich an der Natur der Sache, denn als abstraktes, unpersönliches Gebilde wie eine Partei lässt sich schlecht persönlich schreiben. Außerdem setzt sicherlich die interne Hierarchie der Parteien bzw. der Wahlkampfzentralen einen Riegel vor, was veröffentlicht werden darf und was nicht. Natürlich ist des Weiteren die Frage nicht unberechtigt ob man mit 140 Zeichen eine vollständige Antwort geben oder ernsthaft bei einer Diskussion etwas beitragen kann. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass dies wirklich möglich ist, da ja auch die Nutzer keine längere Antwort als 140 Zeichen erwarten.

Betrachten wir nun einmal etwas genauer die Twitter-Accounts der Parteien. Als erstes fallen die unterschiedlichen Namen auf. Die SPD und die Grünen werben mit ihrem eigenen Namen für ihren Account. Die CDU dagegen will anscheinend gleich darauf hinweisen, dass hier nur ‚Nachrichten‘ gepostet werden, nicht weniger und leider auch nicht mehr. Bei FDP und Linke sieht das ganze noch ein wenig anders aus. Hier twittern nur die Bundestagsfraktionen und nicht die Parteien, was man auch an den Inhalten bemerkt. Die Linke hat auch noch einen weiteren Account mit dem Namen @48Stunden, da dieser aber kaum genutzt wurde und auch fast keine Follower ist dieser nicht mit in die Betrachtung aufgenommen wurden. Auch die Gründungen der einzelnen Accounts liegen recht weit auseinander. So sind die Grünen schon seit dem April 2008 aktiv. Dagegen die SPD erst seit Ende März 2009.

CDU SPD FDP Grüne Linke
Name @cdu_news @spdde @FDP_Fraktion @Die_Gruenen @linksfraktion
Gründung 09.02.09 25.03.09 13.08.08 26.04.08 13.01.09

Auch sonst haben die Grünen die Nase vorn. Vergleicht man die Follower-Zahlen (also die Abonnenten) stellt man fest, dass die Grünen hier die meisten Interessierten binden. Gefolgt von SPD, CDU und FDP die recht nah aneinander liegen. Das Schlusslicht ist ganz klar hier die Linke. Ob dies am schlecht zu findenden Namen, an zu wenig Werbung auf anderen Plattformen oder an der geringen Unterstützung von netzaffinen Menschen liegt, lässt sich nur vermuten.

Beim Vergleich der Friends-Zahlen (also den eigenen Abonnements) liegt ein ähnliches Bild vor, nur auf einem bei weit geringeren Niveau. Klar stellt sich hier die Frage, warum man auch seinen eigenen Abonnenten folgen sollte, wenn es doch nur zur Nachrichtenübermittlung und weniger um den direkten Dialog geht. Aber dies ist zu kurz gedacht, denn erstens wird damit ein Interesse der Partei an dem Einzelnen suggeriert und somit eher an den Account gebunden. Desweiteren kann man über einige Analyse-Tools die Diskussionen seiner eigenen Folgschaft in Echtzeit verfolgen und somit auf Entwicklungen schneller reagieren. Die Parteien sollten schleunigst ihre Angst davor ablegen, den „Falschen“, also Politikern oder Unterstützern anderer Parteien, zu folgen.

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Twitter in Jena

twitterjena

Habe mal einen kleinen Twitter-Zensus bzw. die Twitter-Charts für Jena erstellt, einfach um zu schauen wie viele hier Twitter nutzen.

Beim zählen bin auf 111 Nutzer gestoßen, die mit Jena in Bezug stehen. Soll heißen, dass sie entweder bei Location >>Jena<< angegeben haben, bei einigen auch den GPS-Code oder bekannter Maßen aus Jena kommen. Genutzt dafür wurde search.twitter.com und twitterholic.com mit verschiedenen Suchanfragen. Der Anspruch auf Vollständigkeit ist zwar da, aber ich bin sicher dass ich nicht alle erwischt habe. Bei Hinweisen einfach hier einen Kommentar zurücklassen oder mir folgen.

Nach den Angaben des  Zensus der Twitter-Nutzer von webevangelisten.de gab es im September 2009 240.000 deutschsprachige und davon 185.000 aktive Accounts. Runter gebrochen auf ganz Deutschland mit 82 Mio. Einwohner heißt das, dass etwa 0,29 % der Deutschen Twitter nutzen und auch nur wenn nicht Österreich oder die Schweiz mitgerechnet werden.  In Jena – mit 103.000 Einwohnern – twittern nur 0,11 %. Das es in Relation so wenig ist überrascht dann doch etwas, schließlich hat Jena doch mehr als 20.000 Studierende.

Ansonsten sind die Ergebnisse nicht wirklich überraschend. Weit vorne liegen die, welche auch einen recht erfolgreichen Blog führen, wie natürlich @beetlebum oder @astrodicticum. Auch einige Firmen bzw. kommerzielle Website-Betreiber oder so etwas dazwischen – wie @Handelskraft @mobiFlip @BewerberBlog – nutzen relativ erfolgreich Twitter.

Desweiteren finden sich zwei Politiker unter den Nutzern: Christoph Matschie  (@matschie) auf Platz 2 und Jörg Vogel (@joergvogel) – Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion – auf Platz 86. Leider hat er seit dem Ende des Landtagswahlkampfes Twitter überhaupt nicht mehr genutzt. Bei Matschie hat sich das Tweetaufkommen auch erheblich verringert, aber wenigstens nicht gänzlich eingestellt. Außerdem nutzen zwei Jenaer Parteien Twitter als Kommunikationskanal. Ich musste ein wenig schmunzeln, dass die @SPD_Jena vor den @piratenjena liegt.

Und nun genug der schönen Worte, hier sind alle  Zahlen und Namen:

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Und schon wieder haben es die Jungs und Mädels von der CDU geschafft die Zielgruppe ordentlich zu verfehlen.

Vor ein paar Stunden wurde ein neuer Spot mit dem schönen Titel „Perspektive“ veröffentlicht. Die schöne Perspektive des Films zeigt eine Tankstelle und einen Autofahrer beim Tanken. So stellt sich die CDU die Zukunft vor? Anscheinend schon, denn im Spot hetzt man gegen neue Technologien – im Speziellen die Erneuerbaren Energien – und sagt, dass man lieber an den alten, den bestehenden Konzepten festhalten will.

Also man kann ja meinetwegen vom Atomausstieg halten was man will, aber zusagen das man Erneuerbare Energie nicht braucht, ist im Wahlkampf recht kontraproduktiv. Besonders weil etwa 85 % der BundesbürgerInnen diese befürworten, selbst die Anhänger von Schwarz-Gelb (81 %) wie eine Befragung von Emnid für Greenpeace vor kurzem ergab. Gerade auch die jüngeren Generationen stehen diesem Thema sehr aufgeschlossen gegenüber. So halten 81 % der 14- bis 29-Jährigen die Förderung von Erneuerbaren Energien für sehr bzw. außerordentlich wichtig (forsa 2007). Um festzustellen dass diese Gruppe mit der, der deutschen Internetnutzer korreliert, braucht man keinen Doktor in der Soziologie.

Und somit kommen wir zum nächsten Punkt. Eigentlich müsste man sich freuen, dass die CDU extra Inhalte für das Netz produziert, anstatt einfach nur das wiederzugeben was man auch im Fernsehen sehen kann. Aber wenn ich das lese, muss ich feststellen, dass bisher wohl kein einziger bei der CDU verstanden hat, was Web2.0 im Allgemeinen und YouTube im Speziellen bedeutet: „Die ersten Wahlspots im Internetfernsehen„. Der Name vom CDU-YouTube-Kanal „CDU.TV“ verrät es eigentlich schon, die CDU sieht das als reinen Propaganda-Sender, der nur ausstrahlt. Allerdings funktioniert das Netz nach einem anderen Konzept. Anstatt einem Sender und vielen Empfängern, gibt es viele Sender und Empfänger gleichzeitig, dass ist kein Fernsehen!

Aber da ist wohl jede Hoffnung verloren, dass dies noch jemand von der CDU in diesem Wahlkampf versteht. Doch vielleicht schafft man es sich vor der nächsten teuren Filmproduktion zu fragen, wen man eigentlich erreichen will und wer vor den Geräten zu Hause sitzt, dann kann so etwas nicht mehr passieren:

Update

Keine zwei Minuten nach dem ich diesen Artikel veröffentlicht habe, lesen ich das: Remix-Version zum neuen CDU-Spot. Da waren einige aber ordentlich schnell.

Update 2

Es hat kaum mehr als 24 Stunden gebraucht, da war der Spot „Perspektiven“ zum Internet-TV nicht mehr auffindbar bei der CDU. Anscheinend hatte dieser nicht die erhoffte Wirkung den sich die CDU versprochen hatte. Überraschender Weise. Aber ob dies die richtig Entscheidung war diesen wieder offline zu setzen halte ich auch für fragwürdig, denn es könnte zumindest das Interesse daran gesteigert werden, auch von der Presse.

Im übrigen gibt es noch zwei weitere Spot zum Internetfernsehen der CDU mit den tollen Titeln „Zukunft“ und „Erfahrung“. Im ersteren wird einem eine Studentin in der U-Bahn vorgestellt. Die Zielgruppe nicht völlig verfehlt. Glückwunsch! Im Spot „Erfahrung“ sieht man eine 86-Jährige die über die Russen spricht. DAZU fällt mir dann auch nichts mehr ein …




Der neueste Elektrische Reporter informiert dieses mal zum Web-Wahlkampf und trifft dabei so genau ins Schwarze, dass mir die Tränen in den Augen stehen. Denn er beschreibt so wunderbar, was wir schon alle festgestellt haben: Ein richtiger Internetwahlkampf ist das ganz bestimmt nicht. Die Parteien und Spitzenkandidaten blähen sich auf mit Seiten und Profilen und doch haben Sie nicht verstanden was Wahlkampf im Netz bedeutet. Ihre Internetseiten sind einfach nur riesige Wahlplakate. Das ist NETZREKLAME!


Internetvideos sind eines der furchtbar wichtigsten Instrumente im Online-Wahlkampf. Soweit so klar. 2009 nutzen 52 % aller Onliner Videoportale. Von den 14 bis 19 jährigen sogar 93 % und von den 20 bis 29 jährigen 79 %. (siehe ARD/ZDF Onlinestudie 2009) Keine ernsthafte Kampagne kann oder will daher auf Videoinhalte verzichten, um den internetaffinen Wähler zu informieren und zu überzeugen.

Dabei schaut besonders der noch rückenschmerzfreie Teil der Bevölkerung am liebsten Musik- und Unterhaltungsvideos, zumindest mit mehr Begeisterung als solche mit profanen Nachrichten (49 %) oder, noch schlimmer, Wirtschaftsthemen (16 %) (siehe ARD/ZDF Onlinestudie 2007). Daher ist es nicht wirklich erstaunlich, dass Kampagnen neben den unheimlich interessanten Videos von bahnbrechenden Reden und Ortsterminen im Nachbardorf eben auch auf Musikvideos mit einem gewissen Unterhaltungswert setzen.

Und das sich politische Inhalte und Musikvideos auch vertragen können, wissen eigentlich schon seit Bob Marley, aber spätestens seit Barack Obama.

Wir erinnern uns doch gern an das  Obama Girl mit „Crush On Obama“ von barelypolitical.com, welches bis heute über 15 Mio. angeschaut wurde:

Oder das Video von Black Eyed Peas-Mitglied will.i.amYes We Can„. Diese wirklich gut gemachten 4:30 Minuten mit diesen wirklich gutaussehenden 37 Künstler, die Zitate aus der wirklich gutgesprochenen Obama-Rede „Remarks of Senator Barack Obama on New Hampshire Primary Night“ vertonen und das gleich so erfolgreich, dass diese neben mehr als 16 Mio. Klicks auch noch einen Emmy gewannen.

Wie schön war das:

Musikvideo mit Leuten die den dem Wähler vorsingen wie gut wir für das Land sind? Brauchen wir auch, dachte sich die heimische CDU. Doch irgendwie wollte keiner für die CDU so etwas produzieren. Naja, macht man das eben selbst. Kann ja nicht so schwer sein.

Raus gekommen ist dabei der teAM-Deutschland-Song „Wir Sind Wir“:

Was zum Henker haben sich da die Jungs und Mädels von der CDU gedacht und welches Publikum wollen sie damit bitte ansprechen? Produziert hat dieses Übel dann auch noch Leslie Mandoki (ja genau,  der von Dschinghis Khan und spätere Musical Director von Getto-HipHopper Sido war).  Warum aber gerade der so eine Schlager-Schnulze produziert hat ist uns nicht klar. Auch das Making Of bringt kein Licht ins Dunkel, aber dafür herzergreifende Aussagen zu Tage:

Wir wollen dem teAM Deutschland, der Unterstützerkampagne von Angela Merkel, ein musikalisches Gesicht geben.

Aha. Auf jeden Fall gewinnt man damit keinen Blumentopf, was nur allein schon die Wertungen auf YouTube beweisen.

Ein weiterer Versuch auch in Deutschland mit Musikvideos politisch zu punkten, wurde vorgestern aus Kreisen der Frank-Walter Steinmeier-Unterstützer veröffentlicht. Auch dieses Video trifft sicherlich nicht jeden Musikgeschmack, doch wird der „klassische“ Internetnutzer sicherlich eher damit angesprochen. Nicht zuletzt deshalb, weil man hier eben auf HipHop- und Elektrosounds setzt und sich die Musik von Frauenarzts neuesten Track entleiht, welcher gerade auf den Musiksendern hoch und runter gespielt wird.

Beachtenswert ist dabei die aufwendige Produktion, die anscheinend nicht aus Wahlkampfmitteln finanziert wurde. Gefällt auf jeden Fall besser als der teAM-Deutschland-Song, nicht zuletzt wegen dem Anflug von Wortwitz und weil er sich nicht ganz so sehr anbiedert.

Kennt denn jemand noch andere, mehr oder weniger bemerkenswerte Musikvideos mit parteipolitischen Inhalten?